Eine Loft Wohnung ausbauen und wie man sich am besten darauf vorbereitet… Mit diesem Teil meiner Immobilienreihe hab ich mir Zeit gelassen. Gebe ich zu. Liegt wahrscheinlich daran, dass mich die Planung zum Umbau der alten Schreinerei zu unserer Traumwohnung einige Nerven gekostet hat. Ich würde sogar behaupten, sie hat mich traumatisiert. Alle, die in ihrem Leben schon mal gebaut haben, wissen jetzt, was ich meine… Allen anderen erklär ich gern die Problematik. Also, nicht, dass wir uns falsch verstehen – bauen ist super. Aber wenn man es tut, kann es nicht schaden, vorbereitet zu sein.
Zunächst mal ist man ja total euphorisch. Ich meine, man baut sich ein Haus. Ein Nest! Vielleicht nur für sich, vielleicht für die ganze Familie. Und man kann alles genau so machen, wie man möchte. Ein Träumchen.
Mit glänzenden Augen und einem Blutdruck wie auf Speed, hab also auch ich erst mal angefangen, den Connox-Katalog durchzuwälzen. In eine neue Bude sollen ja schließlich auch ein paar neue Möbel! Doch schon nach dem ersten Treffen mit unserer Archtitektin und einer drei Meter langen To Do-Liste, schleichte sich bei uns ein Gefühl ein…
Der Weg bis hin zu unserer Traumwohnung könnte stressig werden!
Und das wurde es. Denn Phase 1, die Planung, dauerte fast ein ganzes Jahr. In dieser Zeit hatten wir beinahe wöchentlich Treffen mit unserer Architektin. Und jedesmal kamen wir wieder mit einer 3-Meter-To-Do-Liste heraus. Es mussten Entscheidungen getroffen werden. Viele.
Denn ich rede nicht nur von der Entscheidung, wie viele Bäder wir brauchen. Oder ob wir Fußbodenheizung haben wollen. Ich rede von: Fußleisten ja oder nein? Wenn ja, welche Art? Welche Höhe? Welche Steckdosen? (Nein, es gibt nicht nur eine Sorte!) Und die, wohin? Also wieviele? An den Wänden Kalkputz oder Zementputz? Welche Fliesen? Welche Armaturen? Welche Zimmertüren? Welche Haustür? Feuersicher oder einbruchssicher? (Warum gibts nicht beides auf einmal?) Und. So. Weiter.
Wäre vielleicht nicht so dramatisch,wenn man etwas weniger perfektionistisch und entscheidungsneurotisch wäre, als ich…
Oder wir nicht das Jahr 2018 hätten. Ich meine, Mist-Internet! Früher bist du in den einzigen Sanitärfachbetrieb deiner Stadt, hast dir die fünf verschiedenen Dusch-Armaturen angeguckt, dich für eine entschieden, und tschüss!
Heute wälzt du dich Abende lang durch zig Online-Shops, schaust dir 2.000 Dusch-Armaturen an, nur, um deine Favoriten dann noch mal auf drei verschiedenen Bewertungs-Portalen miteinander zu vergleichen! Nach fünf Abenden Recherche und einem Armaturen-Diplom kommt an Abend Nr. sechs dann das gleiche mit Türgriffen.
Am Ende haben wir bei Fragen unserer Archtiektin oft nur noch abgewinkt und gesagt: entscheiden Sie das.
Irgendwann hat unsere Architektin gar nicht mehr gefragt, sondern einfach gemacht.
Aber natürlich haben wir uns nicht nur ein Jahr lang Türgriffe und Armaturen ausgesucht…
Sobald das Grundgerüst stand, hat unsere Architektin daraus sogenannte Ausschreibungen gemacht. Anhand derer haben wir uns für alle Bereiche Handwerker gesucht. Der Plan war: für jedes Gewerk (Elektriker, Installateur, Rohbau, Trockenbau, Dachdecker, Maler, Glaser usw.) zwei Handwerker. Den mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis wollten wir dann nehmen.
Auch das war anstrengender, als gedacht. Denn die verschiedenen Handwerker arbeiten ja nicht gleichzeitig, sondern nacheinander, teilweise sogar Hand in Hand. Da macht der Installateur irgendwas, dann muss der Trockenbauer ran, im Anschluss daran wieder der Installateur. Usw. Und es ist ja auch nicht so, dass die Handwerker alle zuhause sitzen und darauf warten, dass du anrufst!
Irgendwie haben wir aber auch das hingekriegt und die Sanierung konnte nach einem Jahr endlich beginnen. Wir hatten einen Grundriss und wussten ziemlich detailliert, wie die Bude am Ende aussehen soll – puh.
Nervlich waren wir also schon ziemlich am Anschlag.
Gut für Handwerker & Co., weil man keine Kraft mehr hatte, sie wegen jedem Scheiß anzumotzen…
Schlecht für uns, weil man ihnen Dinge durchgehen ließ, die man später eventuell bereut.
Ich hatte mir ja vorgenommen, mich in meinen Posts kürzer zu fassen, also gibt’s an dieser Stelle kein Handwerker-Bashing – ich belasse es bei meinem Lieblingssatz während der Sanierung: Wenn ich (als Selbstständiger) so arbeiten würde, hätte ich längst keine Aufträge mehr. Gut, ich sag auch noch: Arbeitsmoral. Verlässlichkeit. Die richtige Uhrzeit lesen. Jetzt auch nicht gerade die Stärke aller Handwerker. Am Ende haben sie ganz viel Schönes gemacht – aber der Weg dahin war oft steinig und hart.
Aber nicht nur Handwerker haben mich Nerven gekostet, sondern auch die Dienstleister drum herum. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Speditionsfahrer, der eine Tonne Fliesen 200 Meter von unserer Baustelle abgeladen hat. Mitten auf dem Bürgersteig. Weil er bei uns „wirklich schlecht parken könne“. Ich war zu gelähmt, um zu protestieren und schwupps, war der Typ wieder weg. Und mit ihm sein kleiner Gabelstapler, mit dem er die Palette Fliesen locker zu unserer Baustelle hätte fahren können.
Dieser Moment, wo man am liebsten alles hinschmeißen möchte…
Ich war kurz davor, ein Schild zu malen: „original marokkanische Zementfliesen zu verschenken. Loft gibt’s gratis dazu.“
Aber natürlich war das nur ein kurzes Tief. Schütteln und Krone richten! Dann alle Fliesenpäckchen einzeln zur Baustelle tragen.
Im Leben kriegt man nichts geschenkt!
Und doch würde ich es immer wieder genauso machen!
Denn: wir haben alles überlebt. Und auch wenn wir vielleicht das ein oder andere heute ein bisschen anders machen würden, ist unterm Strich alles ganz toll geworden. Und das, was sich zwischendurch so un-fucking-fassbar anstrengend angefühlt hat, war im Endeffekt das Beste, was uns passieren konnte.
Ich gehe heute durch unser Loft und denke mir an tausend Stellen: das ist so schön. Und so cool. Und das wär’s nicht, wenn wir uns nicht jedes Detail hätten überlegen können. Und wenn’s vorher keine alte Schreinerei gewesen wäre.
Man braucht wie gesagt ein bisschen Fantasie für so ein Projekt. Ein Faible für Architektur bzw. Innenarchitektur ist auch nicht verkehrt. Wem es letztlich schnuppe ist, welche Fliesen am Boden sind, weil Grauton 1 und Grauton 2 für ihn Jacke wie Hose ist, kauft sich vielleicht lieber was fertiges. Oder baut mit einem Bauträger, der alles vorgibt.
Wenn man aber eben gern Wohnzeitschriften liest, einem beim Anblick von Böden oder Fliesen schon mal das Herz klopft, oder man wie ich ein Wohn-und-Interior-Mood-Book hat – dann sollte man bei der Immobiliensuche ruhig auch mal über den Tellerrand hinausschauen!
Es gibt einige coole Immobilien, bei denen man erst mal gar nicht drauf kommt, dass man dort auch wohnen kann. Und gerade deshalb sind sie vielleicht sogar leichter zu bekommen als “normale” Immobilien. Denkt an unsere Schreinerei, für die der Verkäufer über ein Jahr keinen Käufer fand! Und das in Köln.
Je nachdem, wo ihr wohnt, sind solche Objekte deswegen am Ende vielleicht sogar ganz günstig zu bekommen. Also traut euch! Ich kann es nur wärmstens empfehlen.
Und damit ihr seht, wie sehr es sich lohnen kann, zeige ich euch – wirklich, ehrlich, versprochen! – in den nächsten Teilen ganz viele Bilder und Highlights unserer neuen Traumwohnung. Hier kommt ihr zum ersten Teil! ♥
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